Liebe Kommunionkinder,
vor ein paar Tagen haben wir Ostern gefeiert. Das war so ganz anders als in den Jahren davor. Wir konnten vieles nicht zusammen machen, und es war bestimmt nicht leicht, auf den Besuch bei Oma und Opa verzichten zu müssen. Aber ihr habt auch Möglichkeiten gefunden, euch auf Ostern vorzubereiten und diese besondere Zeit – wie es uns eine Familie schrieb – in anderer Weise zu erleben. Ihr habt davon erzählt und uns eure Ergebnisse geschickt.
Eure Berichte haben uns sehr beeindruckt, denn sie zeigen, dass wir uns auch in schwierigen Zeiten nicht unterkriegen lassen, sondern kreative Wege finden zusammenzuhalten. Das finden wir wiederum großartig.
Wir haben beschlossen, dass wir auch weiter mit euch in Verbindung bleiben wollen. In der nächsten Zeit werden wir uns immer mal wieder mit Texten, Gedanken und neuen Vorschlägen zum Malen und zum Basteln melden. Und dann gibt es ja auch noch weitere Feste, auf die wir uns freuen können.
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Der kommende Sonntag ist der Weiße Sonntag. Er ist genau eine Woche nach Ostern. Seinen Namen hat er wahrscheinlich von weißen Gewändern, die die neugetauften Christen trugen. Früher, kurz nach der Zeit Jesu, als es das Christentum – d.h. die Gemeinschaft der Menschen, die Jesus für den Sohn Gottes halten - noch nicht lange gab, wurde in der Osternacht getauft. Später entwickelte sich der Brauch, die weißen Taufkleider von der Osternacht an für acht Tage zu tragen bis zum ersten Sonntag nach Ostern, dem Weißen Sonntag. Daraus wurde dann noch später unser heute bekanntes Erstkommunionfest.
Eure Eltern und bestimmt eure Großeltern erinnern sich noch daran: Vor noch nicht allzu langer Zeit wurde nur am Weißen Sonntag Erstkommunion gefeiert. Heute ist der Zeitraum, in dem diese Feste stattfinden, etwas größer: bis etwa Christi Himmelfahrt oder – wie bei uns – sogar bis Pfingsten. Und so war es ja auch geplant – eigentlich.
Wann euer Erstkommunionfest stattfinden kann, wissen wir leider noch nicht. Aber wir sind zuversichtlich, dass wir das Fest auf jeden Fall feiern werden – zusammen mit den Menschen, mit denen ihr euch verbunden fühlt.
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Heute möchten wir euch einen weiteren Freund von Jesus vorstellen. Es ist jemand, der nicht alles glaubt, was er hört und sich dann doch einlässt auf das Unglaubliche.
Sein Name ist Thomas.
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Es ging schon auf Mitternacht zu. Aber die Jünger fanden keine Ruhe zum Schlafen. Sie saßen zusammen und erzählten einander, was sie am Ostertag miteinander erlebt hatten.
„Wie schade“, meinten sie, „dass Thomas nicht hier ist! Was wird er sagen, wenn er hört: Jesus war hier?“
Thomas war auch ein Jünger Jesu. Aber an diesem Tag war er nicht bei den anderen Jüngern gewesen. Wo mochte er sein? Niemand wusste es. Vielleicht dachte er: Nun ist alles zu Ende, denn Jesus ist tot.
Da klopfte es an die Tür. Thomas stand draußen. „Du? Thomas?“, riefen die Jünger. „Komm schnell herein! Wir haben gute Nachricht für dich. Stell dir vor: Jesus lebt! Wir haben ihn selbst gesehen. Er war hier bei uns. Er hat auch mit uns gesprochen. Sogar gegessen hat er bei uns, hier in diesem Raum.“
Aber Thomas sah sie ungläubig an. „Unmöglich!“, antwortete er und schüttelte traurig den Kopf. „Ich kann es nicht glauben. Ich muss Jesus erst mit eigenen Augen sehen. Ich muss erst seine durchbohrten Hände fühlen. Ich muss auch seine Seite betasten, in die sie nach seinem Tod den Speer stießen. Sonst glaube ich nicht!“
Nach acht Tagen saßen die Jünger wieder zusammen hinter verschlossenen Türen. Auch Thomas war diesmal dabei. Auf einmal stand Jesus vor ihnen und grüßte sie: „Friede sei mit euch!“
Thomas war sprachlos. Er starrte auf Jesus: War er es wirklich? Oder war es nur eine Erscheinung? Da ging Jesus auf Thomas zu, streckte ihm seine Hände entgegen und sprach: „Sieh meine Hände und die Wunde an meiner Seite! Reich mir deine Hand und lege deine Finger auf meine Wunden! Und glaube mir: Ich bin es wirklich.“
Auf einmal verstand Thomas, was geschehen war. Ja, es war wirklich Jesus. Er lebte! Voll Staunen stand er vor Jesus und stammelte: „Mein Herr und mein Gott!“
Da sprach Jesus zu Thomas: „Nun glaubst du, weil du mich siehst. Aber wie glücklich werden erst die sein, die mich nicht sehen und doch an mich glauben!“
Da schwieg Thomas. Auch die anderen Jünger wurden ganz still. Sie sahen auf Jesus, ihren Freund und Lehrer. Sie spürten alle: Jesus war viel mehr. Er war ihr Herr und ihr Gott.
(nach Johannes 20, 24-29 aus Neukirchener Kinderbibel)
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Kennt ihr das auch? Da erzählt Euch jemand etwas, das zu schön ist, um wahr zu sein. Dass endlich ein Mittel gegen das Corona Virus gefunden wurde, z.B. - „zeig mir Pics, sonst glaub ich nix“ wäre möglicherweise das Emoji der Wahl, dass wir daraufhin dem Verbreiter der Geschichte schicken würden.
So ähnlich wird es wohl Thomas ergangen sein, als seine Freunde ihm von der Begegnung mit dem auferstandenen Christus berichteten: „Du, Thomas, als du gerade weg warst, ist uns Jesus erschienen. Er ist tatsächlich auferstanden!“ Ah ja, alles klar – zu schön, um wahr zu sein!
Doch ihn als offiziellen Schutzpatron aller Zweifler zu erheben, würde seiner Person nicht unbedingt gerecht. Im Übrigen verhielten sich die anderen Jünger auch nicht anders. Als die Frauen ihnen die frohe Kunde brachten, wollten sie das ebenfalls nicht glauben. Frauen!! Wahnsinnig geworden in ihrem Schmerz, Trugbildern aufgesessen. Aber neugierig waren sie schon, und so liefen sie zum Grab, um mit eigenen Augen zu sehen, ob das Grab leer war.
Jesus macht Thomas wegen seiner Zweifel keine Vorwürfe. Er nimmt ihn ernst mit seinen Fragen, Unsicherheiten und seinem Wunsch nach Vergewisserung. Jesus Hinweis „selig sind, die nicht sehen und doch glauben“ kann man deshalb als Einladung verstehen, zu vertrauen und zu hoffen angesichts Unsicherheit und Zweifel.
Thomas also doch der Schutzpatron aller Zweifler?
Fänden wir gar nicht mal so schlecht. Schließlich meint der Dichter Erich Fried: „Zweifle nicht an dem, der dir sagt, er hat Angst, aber hab Angst vor dem, der dir sagt, er kennt keinen Zweifel.“
Habt ihr einmal das Lied von Adel Tawil angehört, dass wir euch als link am Gründonnerstag geschickt hatten: https://youtu.be/EkWjaoH7k6w ?
Er hat solche Fragen/Zweifel eindrucksvoll in Worte gefasst. Seine Antwort am Schluss ist wunderschön, denn da ist jemand, der dein Herz versteht und der mit dir bis ans Ende geht. Wenn du selber nicht mehr an dich glaubst, dann ist da jemand, ist da jemand! Der dir den Schatten von der Seele nimmt und dich sicher nach Hause bringt. Immer wenn du es am meisten brauchst. Dann ist da jemand, ist da jemand!“
Oder um es mit Thomas auszudrücken: „Mein Herr und mein Gott!“
Jesus sagt auch zu uns: „Komm her zu mir! Trau dich zu glauben – an mich und meine Botschaft. Komm her zu mir und setz dich mit mir an den Tisch. Komm her zu mir, um das Brot zu essen, dass mehr ist als nur Brot. Denn dieses Brot ist das Zeichen, dass ich da bin. Im Brot bin ich dir ganz nahe. Trau dich zu glauben!“
In den letzten Wochen habt ihr Kommunionkinder uns viele Fotos geschickt. Ihr habt im Familienkreis Palmsonntag und Gründonnerstag gestaltet, seid am Karfreitag den Kreuzweg gegangen und habt an Ostern die Auferstehung gefeiert. Liebevolle Wünsche habt ihr auch anderen Menschen mit auf den Weg gegeben. Eure Bilder zeigen eine Menge von diesem Vertrauen in unsicheren Zeiten. Dem möchten wir uns gerne anschließen.
Es grüßen Euch herzlich
Dorothee Wakefield
Martina Kirch
Brigitte Palm
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