Karneval und Kirche? Ein geistliches Wort.

Datum:
Di. 16. Jan. 2024
Impuls-Karneval (c) Rikku Sama/Unsplash

(Ein Beitrag in unserem Newsletter)

Kaum sind die letzten Tannenbäume abgeholt, ist der Karneval auch schon in vollem Gange: Sitzungen, Umzüge mit Wagen, Musik und Tanz, Menschen, die ausgelassen feiern – und natürlich auch Menschen, die das überhaupt nicht verstehen können.

Und jetzt könnten einige meinen: denen von der Kirche ist das sicher alles suspekt. Aber genau dasselbe findet sich schon in der Bibel. Denn schon da wird von etwas ganz Ähnlichem erzählt: von einem Umzug, von ausgelassenen Menschen, von Musik und Tanz. Die Geschichte findet sich im Alten Testament, im Buch Samuel.

Um das Jahr 1000 v. Chr. regiert der junge König David. Erfolg, Macht, treue Untertanen und eine Familie – all das kann er vorweisen. Aber ihm fehlt noch die Bundeslade, die Truhe, in der die beiden Steintafeln mit den Zehn Geboten aufbewahrt werden; das wichtigste Heiligtum der Israeliten.

Und so versammelt er tausende von Männern und macht sich mit ihnen auf den Weg, um die Bundeslade nach Jerusalem zu bringen. Die Bibel berichtet, dass sie auf einen Wagen gestellt wird. Drumherum versammeln sich alle, singen und tanzen vor Freude – und der König ist ganz vorne mit dabei. Sogar eine Musikkapelle haben sie zusammengestellt: mit Harfen und Trommeln, Rasseln und Blasinstrumenten musizieren sie, was das Zeug hält.

Zu Hause angekommen, wird König David von seiner Frau sofort kritisiert: Das Verhalten ihres Mannes war ihr peinlich. Er habe sich vor seinem ganzen Volk bloßgestellt, als er ausgelassen beim Umzug getanzt hat.

David reagiert relativ gelassen. Er würde es wohl wieder tun: Alles hat er Gott zu verdanken: sein Leben, sein Königreich, einfach alles. Das weiß er und will das durch sein Tanzen und Musizieren vor Gott auch ausdrücken.

Ausgelassene Freude kennt also auch die Bibel – genauso wie Menschen, die das kritisieren. Warum also nicht auch beim Karneval fröhlich sein; tanzen, singen und musizieren, wenn es der Freude dient. Darin war sich König David damals schon sicher:

Die Freude am Leben und Gott gehören einfach zusammen.

Propst Andreas Möhlig