Liebe Kommunionkinder,
am Gründonnerstag haben sich Jesus und seine Freunde am Tisch getroffen, haben gemeinsam gegessen. Ein schönes Bild, das man gerne in Erinnerung behalten möchte.
Aber es geht ja noch weiter. Anschließend gehen Jesus und die Jünger auseinander, gehen eigene Wege, mancher alleine, andere auch in einer kleinen Gruppe, einige folgen Jesus auf dem Weg durch die Stadt zum Ölberg. Dort wird Jesus verhaftet.
Sein Lebensweg wird nun zum Kreuzweg.
Judas, einer seiner besten Freunde, hatte Jesus an seine Feinde verraten. Ihr müsst ihr wissen, dass damals über die jüdische Provinz Judäa ein Römer namens Pilatus herrschte. Der hielt Jesus für unschuldig. Die religiösen Gelehrten glauben damals zwar an Gott, hielten Jesus aber für einen Betrüger und sorgten sich darum, ihren Einfluss auf die Menschen zu verlieren. Sie drängten Pilatus dazu, Jesus zu verurteilen.
Auch Pilatus sah sich in Bedrängnis: würde er sich selbst treu bleiben, wären die Pharisäer unzufrieden, würde er Jesus nichts antun, dann würde dieser mehr Einfluss auf die Menschen nehmen, und dann würde seine Macht kleiner. Das wollte er auch nicht. Und so verurteilte Pilatus Jesus zum Tod am Kreuz.
Dass damit nicht alles zu Ende war, konnte damals keiner ahnen. Es ist nicht leicht zu verstehen, warum der Weg Jesu am Kreuz nicht vorbeigehen konnte.
Wir laden Euch ein, diesen Kreuzweg Jesu in den Blick nehmen, um zu verstehen, was passieren musste, damit es weiterging. Jedoch: In den Tagen passierte so viel in Jerusalem, dass wir dies unmöglich auf eine Seite zusammenfassen können.
Lasst uns einen Blick nach Jerusalem wagen und erleben, was sich vor über 2000 Jahren ereignet hat:
Jesus geht einen schweren Weg oder |
Jesus wurde von den Wachsoldaten zum Haus des Hohenpriesters Kajaphas gebracht. Der Rat hatte dort eine Eilversamlung einberufen, denn man wollte Jesus verurteilen, ehe die Nachricht von der Ergreifung zu einer Unruhe unter den Anhängern führen konnte. Durch Falschaussagen versuchten sie, Jesus in die Enge zu treiben. Zwei Männer traten vor, die behaupteten, Jesus habe gesagt, er könne den großen Tempel zerstören und in drei Tagen wiederaufbauen. Jesus schwieg zu diesen Vorwürfen. Aber als der Hohenpriester fragte: „Bis du der Messias, der Sohn Gottes?“, antwortete Jesus. „Du sagst es!“
Da zerriss der Hohepriester sein Gewand und rief: „Er hat Gott gelästert. Jetzt habt ihr es alle gehört. Wozu brauchen wir noch Zeugen? Er muss sterben!“
Während im Palast des Hohenpriesters diese schlimme Verhaltung stattfand, saß Petrus im Hof bei dem Dienern und wärmte sich am Feuer. Er wich nicht von der Stelle, denn er wollte wissen, was mit seinem Herrn geschah. Plötzlich kam eine Magd auf ihn zu und fragt: „Sag, warst du nicht auch einer von seinen Jüngern?“
Petrus erschrak und entgegnete rasch: „Ich – ich weiß nicht, wovon du redest!“ Als er zum Tor hinausgehen wollte, weil er Angst hatte, dass er auch verhaftet werden könnte, sagte eine andere Magd: „Ich habe dich doch unter seinen Jüngern gesehen!“ – „Ich schwöre, ich kenne diesen Menschen nicht!“, behauptete Petrus und lief hinaus.
Draußen kamen wieder Leute auf ihn zu und sagten: „Du gehörst zu dem Galiläer!
Dein Dialekt verrät dich.“ Da versicherte Petrus wieder: „Ich kenne diese Menschen nicht.“ Kurz darauf krähte ein Hahn, und Petrus erinnerte sich, dass Jesus gesagt hatte: „Noch ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.“ Da wurde sein Herz schwer und er weinte bitterlich.
Im Morgengrauen fassten der Hohenpriester Kajaphas und die Ältesten, also der ganze Hohe Rat, den Beschluss, Jesus dem Stadthalter Pontius Pilatus auszuliefern. Denn nur der hatte vom Kaiser in Rom die Erlaubnis, ein Todesurteil auszusprechen. Sie brachten ihre Beschuldigungen gegen Jesus vor und untermauerten diese zum Teil durch falsche Zeugenaussagen.
„Dieser Mensch verführt unser Volk. Er will es davon abhalten, dem Kaiser Steuern zu zahlen. Er behauptet, er sie der Messias und der König der Juden!“, behaupteten sie. „Bist du wirklich der König der Juden?“, fragte Pilatus. Jesus antwortete: „Du sagst es.“
Nachdem sich Pilatus alle Vorwürfe angehört hatte, fand er trotzdem nicht, dass ein Todesurteil angemessen sei. Aber die Menge bestand darauf, dass der Jesus verurteile. Pilatus überlegte, wie er die Sache entscheiden sollte.
„Ihr habt behauptet, dieser Mann wiegle das Volk auf und wolle König werden. Nun gut, das wollen vielleicht viel. Aber der Angeklagte hat nichts getan, worauf die Todesstrafe steht. Ich werde ihn auspeitschen lassen. Das ist genug!“
Die Leute riefen: „Wir haben ein Gesetz und nach dem Gesetz muss er sterben, weil er sich als Sohn Gottes ausgegeben hat. Und was wird der Kaiser sagen? Jeder, der sich als König ausgibt, lehnt sich gegen den Kaiser auf!“
Jetzt war Pilatus unsicher. Er wollte nichts tun, was dem Kaiser missfiel. Da hatte Pilatus eine Idee: Das Volk selbst sollte Jesus freilassen. Es war nämlich Brauch, zum Pessachfest einen Verurteilten aus dem Gefängnis freizulassen. Er wollte das Volk vor die Wahl stellen, ob es diesmal Jesus oder ein Räuber und Mörder namens Barabbas sein sollte. Da muss ihnen die Entscheidung leichtfallen.
Er rief: „Wen wollt ihr, dass ich in diesem Jahr zum Pessachfest freilasse: Jesus oder Barabbas?“„Barabbas! Barabas!“, rief die von den Priestern aufgehetzte Menge.
„Und was soll ich denn mit Jesus tun?“, fragte Pilatus.
„Kreuzige ihn! Kreuzige ihn!“, riefen alle.
Pilatus fühlte sich unbehaglich Er spürte, dass Jesus unschuldig war. Doch die Menge wurde immer lauter: „Kreuzige ihn!“
Als Pilatus sag, dass der Tumult immer größer wurde, ließ er sich eine Schüssel mit Wasser bringen, wusch sich vor allen Leuten die Hände und sagte: „Ich bin unschuldig am Tod dieses Menschen. Er ist eure Entscheidung.“
Er ließ Barabbas frei und Jesus wurde von den Soldaten abgeführt.
Diese banden ihn an eine Säule und peitschten ihn aus. Dann zogen sie ihm einen Purpurmantel an und setzten ihm eine Dornenkrone auf und verspotteten ihn.
Die Richtstätte, also der Ort der Kreuzigung, lag draußen vor den Stadtmauern auf einem Berg, den man wegen seiner Form Golgota nannte, das heißt übersetzt Schädelhöhe. Der Weg dorthin war weit und schwer für den Verurteilten. Vor allem, wenn sie wie Jesus ihren Kreuzbalken selber tragen mussten.
Weil Jesus unterwegs unter der schweren Last zusammenbrach, zwangen die Soldaten einen vorbeikommenden Mann namens Simon von Cyrene, der gerade von der Feldarbeit nach Hause kam, das Kreuz für Jesus zu tragen.
Außer Jesus wurden an diesem Tag auch zwei Verbrecher hingerichtet. Eine große Menge Schaulustiger hatte sich versammelt, um zuzusehen. Die Menschen, die Jesus kannten und liebhatten, standen in der Ferne beisammen und weinten. Seine Feinde aber verspotteten ihn weiter und sagten: „Angeblich hat er so vielen geholfen. Jetzt soll er sich doch selber helfen, wenn er der König der Juden ist!“, riefen diese. Oben am Kreuz war eine Holztafel angebracht. Auf der stand in Hebräisch, Lateinisch und Griechisch: Jesus von Nazareth, König der Juden.
Jesus hing viel Stunden zwischen den beiden Verbrechern am Kreuz. Die vier Soldaten, die ihn an Kreuz geschlagen hatten, teilten inzwischen seine Kleider unter sich auf. Sein schönes Untergewand wollten sie nicht zerschneiden. Deshalb würfelten sich darum, wem es gehören sollte.
„Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“, rief Jesus.
Da entdeckte er seine Mutter unter den Trauernden. Sie stand bei Johannes, dem Jünger, den er besonders liebte und weinte. Jesus wollte sie trösten und sagte: „Das ist jetzt sein Sohn!“ und zu Johannes: „Das ist jetzt deine Mutter.“
Johannes legte seinen Arm um Maria. So zeigte er Jesus, dass er sich um seine Mutter kümmern würde.
Die beiden Räuber, die neben Jesus am Kreuz hingen, nahmen ihr Schicksal verschieden auf. Einer heulte und fluchte. Der andere bereute seine Schuld und bat Jesus, bei Gott für ihn zu beten. Jesus sagte zu ihm: „Heute noch wirst du mit mir ins Paradies kommen.“
Um die sechste Stunde brach große Finsternis im ganzen Land herein. Sie dauerte bis zur neunten Stunde. Die Erde bebte, der Vorhang um den Tempel zerriss. Verzweifelt rief Jesus:
„Eli, Eli (mein Gott, mein Gott), warum hast du mich verlassen?“
„Er ruft nach Elias!“, riefen einige der Umstehenden.
„Er hat Durst“, sagte ein anderer Soldat. Sie tauchten einen Schwamm in ein Gefäß mit Essigwasser, steckten ihn auf eine Stange und gaben ihm zu trinken.
Danach sagte Jesus: „Es ist vollbracht.“ Und der neigte seinen Kopf zur Seite und starb.
Josef von Arimatäa war ein Anhänger Jesu. Er ging zu Pilatus und bat, den Leichnam von Jesus abnehmen zu lassen und ihn begraben zu dürfen, denn der Gekreuzigte sollte nicht während des Sabbats am Kreuz hänge bleiben.
Gemeinsam mit seinem Freund Nikodemus nahm er den Leichnam von Jesus vom Kreuz und umwickelte ihn mit Leinen, wie es Sitte war. Dann legte er ihn in sein eigenes, neu aus dem Felsen geschlagenen Grab, das ganz in der Nähe in einem Garten war. Sie verschlossen danach den Eingang mit einem schweren Rollstein.
Text der Herders Kinderbibel entnommen
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Das ist zwar eine spannende und aufregende, aber auch sehr traurige Geschichte über Jesus.
Wir hatten Jesus bisher als einen menschenfreundlichen Mann kennengelernt! Und jetzt so etwas!
Wir erinnern uns: Jesus umgibt sich gerne mit besonderen Menschen, Menschen, die es nicht immer einfach im Leben haben. Er ist jedem ein guter Freund, er hat stets ein offenes Ohr, er hilft, vertraut, macht die Menschen gesund und sättigt sie. Er kann heilen und fragt nicht, wen er vor sich hat, ob dieser Mitmensch selber gut zu sich und anderen ist. Auch nicht, ob sein Gegenüber gut gelitten und bei anderen beliebt ist. Jesus nimmt die Menschen so an, wie sie sind.
Dabei ist er nie allein. Stets ist sein Vater, Gott, bei ihm.
Und dann fragt man sich wirklich: Warum musste sein Leben so zu Ende gehen?
Warum hat Jesus das alles erleiden müssen?
Dieser Kreuzweg, dieses Kreuz, ist zu keiner Zeit für die Menschen leicht erklärbar gewesen. Auch unsere Erklärung und Meinung dazu kann nur ein Versuch sein, dieses Geschehen begreiflich zu machen, denn es ist eine Frage des Glaubens und des Blickwinkels. Auch deines Glaubens.
Im Leben von Jesus gab es damals wie heute Gut und Böse. Es gab Gewalt, Hass, Macht und Probleme. Und gerade in diese Zeit begegnet Jesus den Menschen und er macht ihr Leben heller.
Er lebte ihnen vor, gut miteinander umzugehen. Jesus lässt die Menschen erfahren, dass es ein gutes Gefühl ist, geliebt zu werden. Er ist für andere ein Hoffnungsschimmer, zeigt an seinem Verhalten, dass man nicht viel braucht, um Liebe und Vertrauen zu schenken und geschenkt zu bekommen.
Danach haben die Menschen gesucht und es bei Jesus gefunden.
Dabei war sein Leben lang Gott bei Jesus, Jesus fühle sich unterstützt und getragen von einem guten Gott, einem guten Vater.
Jesus wusste, dass Liebe und Hoffnung stärker sind Macht und Gewalt. Und trotzdem, oder gerade deshalb, wurde er von Mächtigen gekreuzigt.
Auch du erfährst, dass Lebenswege manchmal zu Kreuzwegen werden: z. B. wenn man mal traurig ist, oder wenn etwas nicht gut gelingt oder nicht gut gelaufen ist. Dann gibt es auch bei Dir jemanden, der zuhört und tröstet, Dir Mut macht und dir hilft. Da ist dann jemand, der Dich mag, der Dich liebhat. Gott sei Dank.
Glaube fest daran, dass sich die Liebe nicht einfach aus der Welt schaffen lässt und ausradiert wird. Die Liebe verzichtet auf Macht und Gewalt. Die Liebe macht Menschen empfindsam, einzigartig, unverwechselbar und verwandelt. Die Liebe hat einen langen Atem, hat Geduld. Die Liebe trägt durch Trauer und Angst. Gott ist die Liebe.
Jesus glaubte an Gott. Er hat gespürt und gewusst, dass Gott immer bei ihm ist. Auch auf seinem schweren Weg, der am Kreuz endet.
Ich stelle noch einmal die Frage: Warum musst sein Leben so zu Ende gehen?
Und sofort stelle ich mir eine neue Frage: Ist sein Leben wirklich zu Ende?
Ich glaube, dass Jesus damit einen Weg gefunden hatte, uns zu zeigen, dass die Liebe stärker ist als das Böse, dass nach der Dunkelheit immer wieder ein Hoffnungsschimmer zu sehen ist.